Ab Mitte 2021 werden Schweizer Herkunftsnachweise (HKN) von der EU und Norwegen nicht mehr anerkannt. Dies, weil die EU die weitere Anerkennung an das Stromabkommen und dieses wiederum an das Rahmenabkommen koppelt. Damit kann die Schweiz ab Mitte 2021 keine Herkunftsnachweise (HKN) mehr ins europäische Ausland exportieren. Das BFE hat sich nun nach einer Umfrage bei Kraftwerksbetreibern, Branchenverbänden und Industrie entschieden, europäische HKN einseitig weiter anzuerkennen. Der Import – somit die Konkurrenz durch Billig-Wasserkraftzertifikate aus dem Ausland sowie aus Kohlestrom – bleiben bestehen, ohne entsprechende Exportmöglichkeit.
Der Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE befürchtet nun weiteren Druck auf die Rückliefertarife. Dies wird den Ausbau der Erneuerbaren noch mehr behindern und ist damit den Zielen der Energiestrategie diametral entgegengesetzt. Denn dort wird klar der Ausbau der inländischen erneuerbaren Stromerzeugung gefordert. Dies wird offensichtlich kaum dadurch erreicht, dass der kleine Schweizer HKN-Markt einer unsymmetrischen Konkurrenz durch den mehrfach grösseren europäischen HKN-Markt ausgesetzt wird. «Stromversorgungsanlagen sind Infrastrukturprojekte, mit entsprechend langen Amortisationszeiten. Aufgrund fehlender Investitionssicherheit von PV-Anlagen konnten wir 2020 einige grosse Erzeugungsanlagen nicht realisieren. Denn das Investitionsrisiko, welches in erster Linie von der Stabilität der Rückliefertarife abhängt, ist von uns weder prognostizierbar noch beeinflussbar», erklärt Lucia Grüter, Präsidentin der Solargenossenschaft Optima Solar Solothurn und Vorstandsmitglied VESE dazu.
Stabile inländische Rahmenbedingungen sind notwendig, um den notwendigen Ausbau der Stromversorgung mit erneuerbaren Energien zu ermöglichen. «Durch die einseitige Anerkennung von HKN wird das Gegenteil erreicht, besser wäre es, einen minimalen, einheitlichen Rückliefertarif zu haben. Damit wäre es möglich, das Investitionsrisiko neuer Stromerzeugungsanlagen zu kalkulieren und basierend darauf dann einen Bauentscheid zu treffen», meint Grüter. VESE wird den Markt weiter beobachten und schon jetzt proaktiv auf die Verteilnetzbetreiber zugehen, damit diese von ihrer nach wie vor bestehenden Möglichkeit, den Strom zu Gestehungskosten abzunehmen, auch Gebrauch machen.
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