Die Netzbetreiber erhöhen die Vergütung für eingespeisten Strom im 2023 durchschnittlich um 55% auf 15.5 Rp/kWh, wie eine erste Auswertung des Verbands der unabhängigen Energieerzeuger VESE ergab. Der Verband unterstreicht, dass die Erhöhungen einzig unter dem Druck der EU-Strompreishausse zustande kamen. Mittelfristig ist nach wie vor keine Garantie für kostendeckende Vergütungen der inländischen Produzenten gegeben. Der Verband fordert dringend ein neues, zukunftsfähiges Vergütungsmodell.
Die Auswertung der bereits bekanntgegebenen Vergütungen der 30 grössten Netzbetreiber der Schweiz ab 1. Januar 2023 zeigt einen durchschnittlichen Sprung nach oben um 55% von 10.1 Rp/kWh (2022) auf 15.5 Rp/kWh (2023). VESE begrüsst, dass der Solarstrom als zuverlässige und ökologische Stütze der inländischen erneuerbaren Energiegewinnung endlich eine Aufwertung erfährt. Insbesondere ist es befriedigend zu sehen, dass auch notorische Bremser unter den Netzbetreibern die von VESE geforderte Schwelle von 10 Rp/kWh erreichen beziehungsweise überschritten haben.
Grosse Bedenken hat VESE jedoch bezüglich der Hintergründe für diese Steigerung. Viele der Netzbetreiber sprechen zwar in ihren Ankündigungen von Förderung der Produktion der unabhängigen Produzenten. Der wahre Grund liegt jedoch überwiegend in der Tatsache, dass mit der heutigen Gesetzeslage Produzenten mit Lastgangmessung (normalerweise >30 kVA) sehr einfach beim lokalen Netzbetreiber «abspringen» können, und ihre Produktion zum effektiven Terminmarktwert 2023 von zurzeit 20 bis 30 Rp/kWh am freien Markt absetzten können. Die Netzbetreiber waren somit gezwungen, dieser Abwanderung durch eine massive Erhöhung ihrer Vergütungen zu begegnen. Angesichts der hohen Marktpreise wäre ihnen ansonsten der recht günstige Strom der unabhängigen Produzenten möglicherweise entgangen.
Während aus Produzentensicht diese Steigerungen sehr willkommen sind – insbesondere für Anlagenbetreiber, die bisher sehr schlecht vergütet wurden – hat dieser massive Anstieg den ungewollten Effekt, dass die Preise für die inländischen Stromkonsumenten zusätzlich nach oben getrieben werden. Dies, weil die Netzbetreiber die erhöhten Vergütungen an die Konsumenten weiterverrechnen. Diese Entwicklung ist zu bedauern, denn die Produzenten benötigten eigentlich nicht mehr als 8 bis 12 Rp/kWh, um ihre Investitionen decken zu können. Bei diesen Preisen könnte der eingespeiste Solarstrom einen wertvollen Beitrag leisten, die Strompreise im Inland zu stabilisieren.
Damit eine solche Preisstabilisierung mit einem gleichzeitig zügigen Ausbau der Solarkraftwerke der privaten Besitzerinnen und Besitzer vereinbart werden kann, braucht es dringend ein neues Modell der Vergütungen im Schweizer Energiegesetz. VESE schlägt dazu ein Modell vor, welches es erlaubt eine Finanzierung der inländischen Solarkraftwerke langfristig zu garantieren – ohne Kostensteigerung für die Konsumentinnen und Konsumenten. Dieses gestehungkostenorientierte «Fix-Modell» ergänzt mit zugehörigem, rein marktorientiertem «Flex-Modell», stösst bei Verbänden, der Politik und Verwaltung auf offene Ohren: Erfreulicherweise hat die Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates im Rahmen der Diskussion des Mantelerlasses zur Energieversorgung das Problem der Investitionssicherheit von Solaranlagen adressiert. Details hierzu finden sich in unserer Medienmitteilung vom 14.9.2022: «UREK-S übernimmt Forderung der SSES und VESE nach fixer Abnahmevergütung für Solarstrom»
Graphische Darstellung der Tarife 2023 >>
Medienmitteilung zum Download als pdf und docx >>
Weitere Details zum vorgeschlagenen Vergütungssystem:
Online-Rechner Abnahmevergütung und Rückliefertarife
Bewährte Lösungen weiterdenken: Fix- und Flexmodell für die Abnahmevergütung
Detaillierte Beschreibung des Fix- und Flex-Modells bei der SSES
Für Rückfragen und weitere Auskünfte:
Diego Fischer, Mitglied des Vorstands und Projektleiter pvtarif.ch VESE, Tel. 077 466 86 26, E-Mail: diego.fischer@vese.ch