Newsletter August 2024

Liebe VESE-Mitglieder, liebe VESE-Interessierte

Wir melden uns diesmal mitten im Sommer, einer Zeit, in der die PV-Produktion ihren Höhepunkt erreicht. Gleichzeitig sind die Preise am Strommarkt auf einem Tiefpunkt, der Referenzmarktpreis des zweiten Quartals lag noch bei 3.6 Rp./kWh. In Netzgebieten wie der BKW, wo Marktpreise bezahlt werden, ist somit die Freude über die Frühlingsproduktion, die aufgrund des Regenwetters ohnehin niedriger war als der Durchschnitt, getrübt. 

Die zukünftigen Null- oder Negativpreise am Strommarkt waren ein zentrales Thema unserer Frühlingstagung im Juni. Mit zunehmendem PV-Ausbau muss damit gerechnet werden, dass die Preise insbesondere im Sommer weiter sinken und sogar negativ werden (siehe auch VESE-Newsletter vom April). Was können die Produzenten angesichts dieser Aussichten tun? Den Eigenverbrauch so gut wie möglich optimieren, steuern, speichern – und schlussendlich sollten die neuen Vermarktungsmöglichkeiten mit virtuellen ZEV und LEG auch helfen, das Risiko der tiefen Rückliefertarife zu dämpfen. Oder die Produzenten unterteilen die PV-Anlage in zwei (virtuelle) Anlagen, um das Risiko niedriger Strompreise durch die höhere Einmalvergütung zu reduzieren (mehr dazu weiter unten).

Wir wünschen Ihnen eine gute Sommerproduktion! Sonnige Grüsse, Ihr VESE-Team

Rückblick VESE GV und Frühlingstagung

Am Samstag, 1. Juni fand unsere GV statt, die erfolgreich über die Bühne ging.  An der anschließenden Frühlingstagung zum Thema “Solarstromproduzenten im neuen regulativen Umfeld“ erhielten PV-Produzenten spannende Inputs, die zu regen Diskussionen führten. Ein grosses Thema war der Netzausbau und   wieviel davon für 35 GW PV benötigt wird. Lars Huber (pv2grid) betonte, dass sich die PV hauptsächlich auf den Netzebenen 7-5 abspielen würde, die wesentlich leistungsfähiger als die Übertragungsnetze seien. Weiterhin zeigte er, dass durch eine Einspeisebegrenzung, ähnlich dem TOP-40 Modell, insgesamt deutlich mehr PV ins Netz integriert werden kann – und das ohne weiteren Netzausbau. Er appellierte daran, schon jetzt die Weichen für eine intelligente Netzintegration zu stellen, um spätere, teure Retrofit-Programme zu vermeiden. Das zweite Thema war der Strommarkt, das uns Noah Heinen (Helion Energy) auf spannende Art erläutert hat. Physik und Märkte sind nicht gekoppelt, deswegen sind Produktion und Verbrauch preislich voneinander unabhängig. Noah Heinen zeigte uns auch  den Kannibalisierungseffekt – je mehr PV zugebaut wird, desto tiefer fällt der Wert des Solarstroms. Der zweite Teil der Tagung war der Projektakquisition gewidmet – dabei diskutierten Andreas Appenzeller (ADEV), Oliver Franz (OptimaSolar Züri Unterland) und Andreas Dreisiebner (Solarspar) wie PV-Produzenten an gute Projekte kommen und was es zu beachten gibt. Hier geht es zu den Präsentationen.

Die Forderung nach dem NA-Schutz für PV-Anlagen entfällt

PV-Anlagen ab 30 kVA werden gemäss der Branchenempfehlung NA/EEA des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) mit einen sogenannten externen “NA-Schutz” ausgestattet – dieser Netz- und Anlagenschutz schützt sowohl die PV-Anlage wie auch das Stromnetz vor unerwarteten Zuständen. Da in den Wechselrichtern bereits ein NA-Schutz eingebaut ist, befanden viele Fachleute den Nutzen dieses externen NA-Schutzes für fragwürdig. Ein vom BFE gefördertes Projekt nahm sich dieser Fragestellung an. Die Schlussfolgerung des Projektkonsortiums besagt, dass der im Wechselrichter integrierte NA-Schutz auch für Anlagen grösser 30 kVA ausreichend ist. Einen separaten, zweiten externen NA-Schutz braucht es demnach nicht. Dies spart beim Bau einer grossen PV-Anlage unter Umständen mehrere 1000 Franken. Mehr dazu hier

Innovative Lösung zur Aufteilung von PV-Anlagen

Mit den aktuellen Anpassungen der höheren Einmalvergütung (HEIV) für PV-Anlagen ohne Eigenverbrauch und den in den Verordnungsentwürfen zum neuen Stromgesetz benannten Minimaltarifen ergeben sich neue Herausforderungen und Chancen für die Planung und Umsetzung von PV-Projekten.

Optimierte Anlagenaufteilung: Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen, insbesondere der HEIV und der vorgesehenen Minimaltarife (laut Verordnungsentwurf 6.7 Rp./kWh für Anlagen von 30-150 kW ohne Eigenverbrauch), werden PV-Anlagen mit geringem Eigenverbrauch vermehrt in zwei separate Einheiten aufgeteilt:

  • Anlage für Eigenverbrauch
  • Anlage für reine Einspeisung

Diese Aufteilung zielt darauf ab, von den HEIV-Vorteilen und Minimaltarifen zu profitieren. Allerdings bedeutet dies oft zusätzliche Kosten für zusätzliche Wechselrichter, Zähler und andere Komponenten.

Virtuelle Aufteilung als Kostenersparnis: Die Solargenossenschaft OptimaSolar Solothurn hat bei pronovo angefragt und ihr Einverständnis für eine wegweisende Lösung erhalten: Eine physische Aufteilung der Anlage ist nicht erforderlich. Stattdessen kann die Aufteilung virtuell erfolgen. Hierbei werden durch den Netzbetreiber zwei virtuelle Produktionsmesspunkte entsprechend der Anlagenteilung sowie ein virtueller Überschussmesspunkt generiert. Diese virtuelle Aufteilung ermöglicht eine genaue Berechnung des Eigenverbrauchs und vermeidet zusätzliche Kosten.

Herausforderung Netzbetreiber: Der Erfolg dieser Lösung hängt massgeblich von der Kooperationsbereitschaft der Netzbetreiber ab. Während fortschrittliche Netzbetreiber bereits mit virtuellen Messpunkten arbeiten, müssen sich andere erst noch mit dem Thema auseinandersetzen.

Empfehlung: Um PV-Anlagen mit geringem Eigenverbrauch auch zukünftig wirtschaftlich realisieren zu können, empfehlen wir:

  • Frühzeitige Einbindung des Netzbetreibers: Kontaktieren Sie den Netzbetreiber bereits in der Planungsphase, um die Möglichkeit der virtuellen Messpunkte zu besprechen.
  • Überzeugungsarbeit leisten: Informieren Sie den Netzbetreiber über die Vorteile der virtuellen Aufteilung, um unnötige Mehrkosten durch physische Doppelanlagen zu vermeiden.

Durch diese Vorgehensweise kann sichergestellt werden, dass PV-Anlagen weiterhin effizient und kostengünstig betrieben werden, ohne dass Produzenten und Netzbetreiber durch zusätzliche, unnötige Kosten belastet werden.  Ein wichtiger Hinweis: Durch Aufteilung der Anlage kann  der Eigenverbrauchsanteil im Frühjahr und Herbst sowie Winter unter Umständen sinken. Daher muss bei der Planung einer solchen geteilten Anlage sorgfältig kalkuliert werden, wo das Optimum in der Aufteilung liegt.

Nächster Online-Treff

Mittwoch, 28. August 2024: Neue Opportunitäten mit virtuellem ZEV und LEG

Referent: Lucien Debons, Gründer und Geschäftsführer der Firma dSYDE

18.00 via Zoom

In diesem Online-Treff geht es um Elektrizitätsgemeinschaften und die Fragen, wann sich diese lohnen, welche Faktoren dabei eine wichtige Rolle spielen und was die Konsequenzen für bestehende Anlagen sind. Lucien Debons hat im Rahmen einer Projektarbeit für sein CAS Digitale Energie an der Ostschweizer Fachhochschule einen Simulator für Energiegemeinschaften programmiert und präsentiert nun seine Ergebnisse.

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